Die Kette kommt auf den Webstuhl
- Caireen
- 18. Mai 2020
- 2 Min. Lesezeit
Nachdem die Kette nun gefärbt, ausgewaschen und getrocknet ist, wird es Zeit für den Webstuhl. Zuerst leg ich mir die Kettstränge in passender Reihenfolge zurecht.
Der nächste Schritt besteht nun darin, die einzelnen Fäden in 4er Gruppen in ein im Webstuhl eingebauten Führungskamm einzulegen. Das ist zum einen dafür gut, das sie im passenden Abstand auf den Kettbaum aufgewickelt werden. Das Aufwickeln nennt man dann bäumen.

Bäumen heißt es übrigens, weil die Fäden auf den Warenbaum - und das fertige Gewebe - auf den Kettbaum gewickelt werden. Ich bäume unter Spannung mit Gewichten, die ich vorne an die Kettstränge hänge und die dann alle 50cm von mir gelöst und etwas weiter hinten festgemacht werden.

Sicherlich gibt es da andere Wege, aber für mich funktioniert das ganz gut und ist eine sichere Methode um die Fäden ohne Spannungsunterschiede auf den Webstuhl zu bringen.
SCHNELL bäumen geht eh nicht, da sich die vielen Fäden immer gern aufs neue verdrehen und verhaken, müssen etwas ausgeschüttelt werden damit es sich löst.
Wer kleine Kinder mit langen Haaren hat, kennt dieses "Knoten kommen aus dem NICHTS" bestimmt.
Bei kurzen Ketten und wenn alles gut läuft, schaffe ich das in 5-6 Stunden, was übersetzt in unseren Alltag ungefähr zwei Tage sind mit Unterbrechungen 1 Stunden am Morgen und nochmal 2 Stunden am Nachmittag und am nächsten Tag ebenso.
Längere Ketten sind potenziell noch mehr Arbeit – und können sich schnell mal über 10-15 Stunden und 4-5 Tage ziehen.
Danach steht meine Lieblingsarbeit an, ich weiß das einige Weber, diesen Part am liebsten überspringen würden. Aber ich liebe es WIRKLICH!!
Das einlitzen.

Das heißt jeder der 836 Fäden muss nun durch ein kleines Oer in der Litze gefädelt werden. Dabei muss man gut aufpassen die Fäden der Reihe nach zu erwischen, sonst hat man nachher beim Weben ein Problem.

Das vorher ausgewählte Muster gibt dann vor, welcher Faden auf welchen Schaft und die Litze muss. Das ist manchmal einigermaßen simpel, wenn man von 1;2;3;4;5;6;7;8;9;10;11;12;13;14;15;16 und zurück zu 1 einlitzt, kann man sich diese gut vorher platzieren und der Reihe nach bestücken. Umso ungestörter das vonstattengeht, desto eher die Chance fehlerfrei aus der Sache raus zu kommen. Hat man eine vergessen oder eine doppelt oder verdreht also 4-6-5 eingefädelt, darf man alles bis zu der Stelle wieder aufmachen das ist dann definitiv die Sache mit dem Geduldsfaden und sehr viel innere Gelassenheit nötig Als vorletzen Schritt, müssen dann alle Fäden (immer schön zu zweit, ohne verdreht zu werden) ins Reed eingefädelt werden.

Wenn das geschehen ist, sieht es so aus und die Kette kann angebunden werden und ist bereit zum Weben. Vorausgesetzt man hat keine FEHLER beim einlitzen oder im Reed gemacht. Ich webe nun schon seit 5 Jahren und wirklich komplett fehlerfrei habe ich es glaub ich erst ein mal geschafft.

GESCHAFFT !!!!!!!!!
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